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Carstensz Pyramide

ÖBPV | Kärnten | 24.07.2013 um 22:03 Uhr

Carstensz Pyramide – 4.884m, Indonesien

 

West Papua ist die östlichste Provinz Indonesiens und bildet zusammen mit Papua Neuguinea die zweitgrößte Insel der Welt. Es ist ein Land von atemberaubender Schönheit, mit Sandstränden, riesigen Hochmoorlandschaften und dunklem Urwald mit bizarren Gebirgen, die schließlich in die schneebedeckten Gipfel der höchsten Berge Ozeaniens übergehen. Im Herzen des Dschungels liegt die Carstensz Pyramide, mit 4884 m, die höchste Erhebung zwischen dem Himalaya und den Anden. Sie gilt als der technisch schwierigste der „Seven Summits“, nicht nur wegen des erforderlichen bergsteigerischen Könnens.
Schon allein der Zugang zum Basislager ist ein abenteuerliches Unternehmen durch Urwälder und Hochmoore.

Am 11.Juni 2013 startete ich gemeinsam mit dem deutschen Bergsteiger Ralph Ziegelmeier eine Expedition zur Carstensz Pyramide. Für Ralph bereits der 6. Gipfel der "Seven Summits", für mich der letzte noch fehlende Gipfel zur Vollendung des Projektes "Seven Summits.

Gemeinsam konnten wir in den letzten Jahren ua. auf den Gipfeln des Elbrus, 5.642 m in Russland, des Denali, 6.194 m in Alaska und den höchsten Berg der Erde, des Mt. Everest stehen.

Über Bangkok und Bali wurde Timika, eine 100.000 Einwohner Stadt an der Südküste West Papuas, erreicht.

Die Hauptstadt der Region Mimika  liegt in unmittelbarer Nähe des Lorentz-Nationalparks und der größten Goldmine der Welt, der Grasberg-Mine. Wegen der Aktivitäten der Papua-Rebellen der Organisasi Papua Merdeka in der Region ist das indonesische Militär in dieser Gegend stark präsent.

Die Gasberg-Mine ist die größte Goldmine und gleichzeitig die Kupfermine mit den niedrigsten Förderkosten der Welt

Von Timika war ein 40-minütiger Weiterflug nach Ilaga, 2.300 m  und ein 5-tägiger Trek zum Basislager geplant. Auf Grund der Unruhen in und um Illaga war eine Anreise zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich. So konnten wir nach zähen Verhandlungen  eine Ausnahmegenehmigung für eine Anreise auf dem Landweg in die Nähe des Basislagers über die Grasbergmine erhalten. Dieses Gebiet ist ansonsten strengstes Sperrgebiet für Nichtbeschäftigte der Mine.

Nach  einer 5-stündigen Fahrt, mehr als 90 km durch das Sperrgebiet der größten Gold- und Kupfermine der Welt und einem 2-stündigen Aufstieg erreichten wir so auf 3.900 m Seehöhe den  Lagerplatz „zebrarock“. Nach 2 Akklimatisationstagen wurde in einer Tagesetappe das menschenleere Basislager auf 4.270 m, ein idyllischer Platz an einem kleinen See, erreicht.

Nachdem es mir gelang bereits am Ankunftstag im Basislager, am 17.Juni 2013, im Zuge eines „Erkundungsganges“ auf den höchsten Punkt der Carstensz Pyramide zu klettern, stieg ich am frühen Morgen des Folgetag gemeinsam mit Ralph abermals zum Gipfel auf. Atemberaubende Kletterei im besten rauhen „Dachsteinkalk“ mit Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad erwarteten uns an der 500 Meter hohen Nordwand. Der phantastische Blick auf die umliegenden Felsgipfel mit ihren vergletscherten Südwänden, bot dabei ein gewaltiges Szenario. Eine ausgesetzte Einschartung im Gipfelbereich konnte mit Hilfe eines Querseiles überwunden. Noch vor Beginn des täglichen Regens ab der Mittagszeit  waren wir, nach 7 Stunden, wieder zurück im Basislager.

Einen weiteren Tag verbrachten wir mit einer Besteigung des vergletscherten Ostgipfels des Ngga Pulu, 4.850 m, ehe in fünf kräfteraubenden Tagesetappen bis nach Illaga abgestiegen werden konnte.

Vom Basislager erst über den Neuseelandpass, 4.500 m, durchqueren wir dabei, im weglosen Gelände,  wunderschöne Hochmoorlandschaften mit Seen und etlichen Flüssen in ständigen leichten Auf- und Abstiegen. Die Zelte wurden meist in Flusstälern errichtet. Eindrucksvoll auch die immer wieder, meist auf Baumstämmen, zu querenden, reißenden und tosenden Bäche und Flüsse.

Der volle Rucksack, die  großen Temperaturunterschied im feuchtheißen Klima (+30° bis -7° C), die täglichen Hagelschauer und  der Wind brachten uns dabei an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit bei Gehzeiten von täglich bis zu 9 Stunden.

Nach insgesamt 12 Tagen trafen wir dann erstmals wieder auf Menschen. Schon weit vor Illaga, dem Dorf inmitten des die gesamte Insel bedeckenden Regenwaldes, trafen wir auf die ersten Ansiedlungen der Danis, einem Volk natürlicher und freundlicher Menschen, die noch fast wie in der Steinzeit leben. Die meisten der Männer sind mit den hier üblichen Penisköchern bekleidet, oft mit Federn und Bändern geschmückt, die traditionelle Bekleidung der Frauen besteht lediglich aus einem Bastrock.

An der, von indonesischen Beamten besetzten, Polizeistation in Illaga konnten nach unserer Ankunft die nötigen Formalitäten erledigt werden, sodass am Folgetag, nach einem eindrucksvollen Flug über die exotische Insel, Timika wieder erreicht werden konnte.

 

Herbert Wolf

herbert.wolf@tmo.at

www.herbertwolf.at

0676/4926489

 

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